"Fürchten lernen"
Judith Ostermeyer
Judith Ostermeyer lebt und arbeitet in Dreiskau-Muckern, einem kleinen Ort in der Nähe von Leipzig. Bereits während ihres Studiums an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst zog sie aufs Land, um dort ihre künstlerische Arbeit mit einem Leben inmitten von Tieren verbinden zu können. Die Nähe zur Stadt macht sie zur Pendlerin zwischen Urbanität und dörflicher Stille, zwischen künstlerischem Schaffen und harter Landarbeit.
Die gleichermaßen gefühlvolle wie kräftige Malerei Judith Ostermeyers ist fest in der Leipziger Maltradition verwurzelt. Sie ist bekannt für ihre kompromisslose Direktheit; die Romantik, die in ihren Arbeiten stets mitschwingt, wird immer wieder gebrochen von ihrem unsentimentalen Malduktus und nicht zuletzt durch den steten Einbruch des Alltags in ihre Bilder.
Ihre Motive findet sie in ihren sowohl städtisch als auch ländlich geprägten Lebensumfeldern, in antiken Mythen und in den Paradiesen und Abgründen des menschlichen Miteinanders und Gegeneinanders. Auch Tiere sind oftmals Bestandteil ihrer Gemälde, als symbolische Verweise auf menschliche Befindlichkeiten oder auch aus Respekt und Liebe zur Kreatur.
Judith Ostermeyers Malerei ist in ihrer Entstehung im positiven Sinne ausgesprochen konservativ. Ein Arbeiten nach fotografischen Vorlagen und jegliche Konzessionen an den Zeitgeist sind für die Künstlerin unredlich und inakzeptabel. Die intensive Auseinandersetzung mit der porträtierten Person, die Reflektion des Selbsterlebten und –gelebten sind Voraussetzungen für ihr künstlerisches Schaffen. Mit diesem Arbeitsethos gelingen ihr immer wieder Bilder von lustvoller Frische und intellektueller Eindringlichkeit. Ihr Humor und ihre Ironie, die bei den Gemälden durchaus erkennbar sind, sind ein weiterer sympathischer Zug ihrer Malerei.