"Momentaufnahme"

Jens Pfuhler


Als vor über zwanzig Jahren Judy Lybke in seiner (Wohnungs-) Galerie am Körnerplatz seine allererste Ausstellung - „Die neuen Unkonkreten“ – präsentierte, war auch Jens Pfuhler schon mit von der Partie. Niemand ahnte zu dieser Zeit, welchen kometenhaften Aufstieg die Galerie – später als Galerie EIGEN+ART - kaum zehn Jahre später erfahren durfte. Auch in den Räumen in der Fritz-Austel-Straße war Pfuhler mit Ausstellungen präsent. Die Protagonisten der frühen Jahre sind größtenteils nach wie vor künstlerisch tätig, auch wenn sich die Biografien in sehr unterschiedliche Richtungen entwickeln sollten. 

Jens Pfuhler, der sich Anfang bis Mitte der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts im Kunstverein Mobiles Büro für Erdangelegenheiten  engagierte und im Rahmen der Aktivitäten dieses Vereins noch diverse Ausstellungen in verschiedenen Städten auch außerhalb Deutschlands zeigte, verlagerte seine Aktivitäten zunehmend in Richtung Film und Fernsehen. Als Kameramann arbeitete er für verschiedene künstlerische Filmprojekte (u.a. für Maix Mayer und solitaire factory), beruflich ist er seit Jahren als Kameraassistent und Tonmeister für verschiedene Film- und Fernsehproduktionen unterwegs. 

Die Arbeit mit dem bewegten Bild und nicht zuletzt die Erfahrungen mit dem Medium Fernsehen mit all seinen mehr und oft genug weniger interessanten Seiten, aber auch mit seinen Abgründen, schärften seinen Blick für die Details, die sich hinter der scheinbar glatten Oberfläche täglicher Berichterstattung verbergen. Für sein bildkünstlerisches Schaffen hatte dies unmittelbare Konsequenzen. Bei Dreharbeiten war die Fotokamera seine ständige Begleiterin; hunderte Fotos entstanden, die im Atelier eine künstlerische Verarbeitung erfahren sollten. Oft sind es die Begebenheiten am Rande, die Pfuhler interessieren. Menschen und Orte, ungeschminkte Wirklichkeiten, die nicht durch die Filter der TV-Kameras und redaktioneller Eingriffe massenkompatibel gemacht wurden. Aber auch die perfekte Künstlichkeit kommerzieller Bildwelten wie die obsessiven Scheinwelten von Pornovideos finden Eingang in Pfuhlers künstlerische Arbeit.

Bei seiner ersten Ausstellung in Leipzig seit vielen Jahren sind nun in der Galerie Busse eine Auswahl neuerer Arbeiten zu sehen. Im expressiven Gestus noch an seine frühen Bilder erinnernd, widerspiegeln sie heutige Realitäten – oder das, was die elektronischen Medien als solche tagtäglich verkaufen.