Wort


Hier kann sich der Rezipient /in die Texte/Kapitel zu den einzelnen veröffentlichten Buchstaben einlesen, sofern er/sie einen Moment
Zeit investieren möchte.


“Zeit irrt”

Prof. Werner Walter

(1882-1953)

 

Der Physiker Otto Heisenberg (welcher von 1927 bis 1942 in Leipzig Leipzig-Stötteritz wohnte und als Direktor am Theoretisch-Physikalischen Institut der Universität lehrte) formulierte im Jahre 1927 die bekannte “Heisenbergsche Unschärferelation”, wonach es unmöglich ist, Ort und Impuls eines Teilchens für den gleichen Zeitpunkt mit absoluter Genauigkeit zu bestimmen.

Diese Unmöglichkeit läßt sich ohne große Mühe auch auf unsere Versuche des Erinnerns, Ja überhaupt auf unsere Definition von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beziehen.

 

Gerade im Zusammenhang mit so einer geschichsträchtigen Gaststätte wie dem “Anton Hannes” stellen sich in diesem Prozeß Fragen, an die sich mittels Fundstücken (s. Wandvitrinen), Textdokumenten (s. Hier) und aktuellen künstlerischen Arbeiten verschiedener Teilnehmer (s. Dort) herangetastet werden soll, um zumindest einen kleinen Einblick in die Historie der früheren Lokalität “Cafe-Konditorei Hannes” und des zeitlichen Kontextes zu geben.

 

Dazu wird hier Woche für Woche sowohl die große Ausstellungswand als auch dieses kleine Heft um einige Buchstaben, respektive um ein neues Kapitel erweitert.

 

Die Texte entstammen dem Tagebuch eines Gastes, der zu Beginn des zwanzigtsen Jahrhunderts oft hier weilte und wurden nur minimal korrigiert und kommentiert.

 


O

 

Obschon er sich mit all den Fertigkeiten seiner Zunge und dem schneidenden Vokabolarium eines kaiserlichen Rittmeisters a.d. wehrte, wollte ich keiner der Beteuerungen unseres guten Oblomov glauben schenken. Im Eigentlichen hatte ich die Gerüchte im Verlauf der gestrigen Runde auch nur aus dem Hute gezogen, um seinem weitbekannten und sich all zu oft wiederholendem patriotischen Schwadronieren Einhalt zu gebieten. Kaum zur Türe des “Hannes” eingetreten und seiner umfangreichen und stattlichen Obergarderobe entledigt, begann er auch schon unverzüglich von den Fortschritten beim Bau des Denkmals zur Erinnerung an unsere Leipziger Völkerschlacht zu berichten. Man konnte sich dabei nie des Eindruckes erwehren, er in Persona, der doch schon alternde Militär, füge dort auf der Wiese Stein um Stein höchstselbst zusammen und rühre den Mörtel, welchen er bisweilen mit seinem allerinniglichsten Schweiße verwässere.

Stunde um Stunde verproviantierte er uns folglich mit allen baumeisterlichen Eigenheiten des großen Werkes und in seinen Erzählungen mag so mancher, vielleicht befeuert durch allerlei Likör, ein Jahrhundertwerk von babylonischen Ausmaßen gesehen haben.

Nun war ich allerdings selbst erst vor Tagen anläßlich eines Ausgangs mit meiner guten Frau dort vorübergegangen und konnte nichts Weitereres erkennen als eine Stufe aus Stein über der ein Steckenspiel von Gerüsten nach Höherem strebt. Ich bin nun kein Ingenieur und so wohlfeil der Bau auch gedeihen mag, so besteht meiner Ansicht nach doch kein Grund die ganze Unterhaltung eines Nachmittags damit zu füllen.

 

So ließ ich mich hinreißen, Oblomov, welcher eben in einer so seltenen Pause versonnen nach dem Portrait der Omama des Cafebesitzers blickte, auf das Gerede anzusprechen, welches mir zu Ohren gekommen war. Ob es denn seine Richtigkeit habe, daß er am letzten Sonnabend im Gasthof zu Wahren seiner Enspannung gefrönt habe und ob es auch der Wahrheit entspreche, daß er nicht allein dort gewesen sei. Soviel räumte er noch ein und ich vermute, daß er sich damit bereits auf den verlorenen Posten begeben hat, den er noch während der ganzen etwas delikaten Konversation innebehalten sollte.

Die Begleitung, so hieb ich hinterdrein, und jawoll, ein wenig schäme ich mich doch dafür gar so unbarmherzig gewesen zu sein, sei als eine Dame des Ballets des hiesigen Theaters erkannt worden und er sei, so hätte ich vernommen, über eine und eine viertel Stunde mit ihr in einer der dort zu den Attraktionen gehörenden Felsengrotten verschwunden gewesen.(1)

Dies war ihm dem Anschein nach zuviel und so zeterte und mordiote unser Generalissimo, daß mir schien, er wolle gleich zum Handschuh greifen, mit dem unsere Militärangehörigen so schnell bei der Hand sind. Erst durch gutes Zureden des wie immer diplomatischen Apothekers Lehmann und dem Spendieren einer Tischrunde Pfefferminzlikörs meinerseits konnte das Schlimmste verhindert werden.

Desweiteren Drang ich dann nicht weiter in ihn und dies nicht nur aus Angst um meinen Leib und mein Leben. Denn auch ich hatte das Gerücht nur von unserem “Honoratiorentisch” abgelauscht, an welchem sich gerade eben keine Derartigen treffen und welcher von uns nur im Scherze so genannt wird.

 

Von dort vernahm man just in diesem Augenblicke die donnernde Stimme eines uns namentlich unbekannten Schreiners, der von uns nur als “Holzwürmchen” betitelt wird, und im Ganzen den Anschein erweckt, etwas über seinen geistigen Möglichkeiten zu leben.

So laut hörte man seinen Baß die Worte durch den Raum schleudern, daß er sogar vom allseits umsichtigen Hilfskellner Franz zur Ordnung gerufen werden mußte: “Leipzig ist wie Sodom und Gomorra. Oh Leipzig du bist ein böser Wurm.”(2)

 

Auch wenn der aufdringliche Charakter seiner Reden oft genug zum gepeinigten Austausch von Blicken unter uns führte, so konnte ich dem fragenden Ausdruck der mir gegenüber leuchtenden Apotheker- und Soldatenaugen die Qual ansehen, welche auch mich bei diesen Äußerungen immer wieder peinigte. Wo mag er das her haben? Aus welchem Werke hat er hier nun wieder exzerpiert? Manche stille Stunde habe ich des Abends schon in meiner bescheidenen Bibliothek verbracht um die schnell geraubten Früchte wieder dem edlen Baum eines literarischen Werkes zuzuordnen. Vieles blieb uns Rätsel oder mag einer überbordenden holzverarbeitenden Fantasie entsprungen sein. Vielleicht aber hat doch Prof. Reinwald recht mit seiner launigen Bemerkung, daß des Schreiners Steckkissen wohl auf einer Bücherkiste geruht haben mag.

 

Satt vom Dispute ließ ich die Blicke schweifen durch das so solide Gepräge des Raumes, wobei mein Augenmerk immer wieder auf das gleichzeitig schelmische, Ausschweifungen versprechende, aber doch so beruhigende Konterfei der Großmutter unseres Gastgebers gelenkt wurde. Jener böhmischen Varietékünstlerin, der Herr Hannes diverser Indiskretionen zu Folge seinen Aufstieg vom einfachen Kellner zum nun geachteten Besitzer dieses Etablissements verdankte.

Sie soll wohl das Füllhorn ihrer geheimsten Torten- und Kuchenrezepte über dem Enkelsohn ausgeschüttet haben und diesen noch aus dem Grabe heraus veranlasst haben, die ihm jetzt eigene Laufbahn einzuschlagen. Auch hier bleibt vieles im Dunkel, dessen Herannahen sich auch schon durch die geklöpelten Gardinen ankündigte und mich somit zum Aufbruch drängte, da ich im Wort stand mit dem Kommissionsrat heute das Abendessen einzunehmen. Auch um bei einem guten Glase Wein diese gewisse andere, geheime und auch leidige Angelegenheit zu erörtern.

 

1, Solcherlei Attraktion gab es im “Gasthof Wahren” neben einem “Alpenglühen” und einer “Schweizerlandschaft” tatsächlich.

2, Es handelt sich um willkürlich herausgerissene Sätze aus dem frühen Text “Eine Prohezeiung über Halle und Leipzig” von Martin Luther.

Titelversalie von Ralf Born

 

 

S

 

Schwankend, so muß ich gestehen, gestaltete sich an dem gestrigen Tage mein Heimweg von unserer Zusammenkunft. Schon im Aufbruch begriffen überraschten uns zu späterer Stunde nämlich einige Herren des Theaters, welche uns nicht gänzlich unbekannt und zudem sehr heiter gestimmt von einem scheinbar gerade zu Ende gegangenen Probieren hereinflogen.

In ihrer Schleppe befanden sich auch einige junge Damen des hiesigen Ballets von zartestem Alter, welche in verschiedensten Besetzungen, aber gleichbleibendem Vergnügungswillen, die verschiedenen Lokalitäten dieser Stadt aufsuchen, ja gleichsam einnehmen und unter der Verballhornung “S-Tanzia” firmieren, da mit diesem Buchstaben alle ihre vermutlich nicht wahrheitsgetreuen Namen beginnen. Wenn ich mich recht entsinne waren es bei diesem Male Suleika, Serenadina, Susanna, Sabina, Serafina und Scheherasade.(1)

Die den Damen kredenzten Marillentörtchen, aber sicher nicht weniger der doch enorme Konsum diverser Schaumweine führte zu einer selten bei uns gesehenen Ausgelassenheit, welche mich im Verbunde mit den genossenen Alkoholika zu einem verspäteten Gabelfrühstück zwang, um meinen erhitzten Leib und Geist wieder dem schicklichen Maße nach zu restaurieren. Es lebe St. Laurentius.(2)

Auffallend auch die nicht zu übersehende Vertrautheit des Rittmeisters mit speziell einer der schönen Elfen oder Elefinen, die meine Gewissenqual ob der kürzlichen Vorkommnisse doch wieder eher in karges Mißtrauen umschlagen ließ.

 

Im weiteren Verlauf der Spontanitäten allerdings fühlten sich einige der Herren “Honoratioren” bemüßigt näher zu uns zu rücken, als ob schon alle Schranken und für immer aufgehoben seien. So kam unglücklicherweise der “Holzbohrer” neben mir zu sitzen, welcher es sich naturgemäß nicht nehmen lies, das große Wort zu führen. So erläuterte mir dieser auf das Ausführlichste sonderbare Blödsinnigkeiten von einem FC Wacker, welcher in den letzten Tagen scheinbar ein Ballspiel für sich entscheiden hatte können. Überhaupt sei ja im Jahre 1900 im Saale des Marienhofes der Fußball-Bund der Deutschen gegründet worden, welcher noch eine große Zukunft vor sich habe.(3)

Nicht einmal mein halbes Ohr habe ich ihm geliehen bis er wieder unvermittelt eine seiner Beutestücke zum Besten gab: “Dresden hat den Hof, aber Leipzig hat das Geld”(4)

Mir scheint es angebracht, hier auf der Hut zu sein, nicht daß dieser Handwerker zum bösen Ende republikanische Tendenzen hegt, welche mir, da ich so mit ihm gesehen werde, zum Nachteile gereichen.

So zog ich es vor, die auch schon etwas erlahmte Gesellschaft zu verlassen, auch wenn nachdrücklich zum Lokalwechsel aufgefordert wurde. Und dann noch ausgerechnet in den Blüchergarten!(5)

 

Den vereinbarten Nachtausritt mit unserem noblen Zimmerherrn mußte ich dennoch absagen und mich nach Hause bequemen. Auch mit dem Kommissionsrat bin ich nur mählich weitergekommen.

 

1, sic!

2, Der Schutzpatron der Köche.

3, Hier irrt der informierende Erzähler. Die Gründung des Deutschen Fußball-Bundes fand am 28. Januar 1900 im Saale des Mariengartens statt.

4, Nicht zweifelsfrei zu eruieren. Wahrscheinlich dem Volksmund entnommen.

5, In Leipzig-Gohlis.

Titelversalie von Inka Perl

 

LL

 

Lau föhnte die Tag um Tag wärmere Nachmittagsluft durch die geöffnete Tür, in deren Nachbarschaft ich bei dem mich so erquickenden Mokka das Geschenk genoß, die gestrigen Nachmittagsstunden in einem Bade von müßiger und doch meinerseits hellwacher Ereignislosigkeit zu vertändeln.

Das sprichwörtliche Kränzchen der nur noch vereinzelt vom frischen Tau benetzten Damen rührte in ihren Schalen, verschanzt an ihrem Fels, mit direktem Blicke zum Trottoir.

Überdies hatte ich nur einige weiter entfernte Bekanntschaften, welche oft nur vom Anblicke herrührten, mit einem leichten Nicken zu bestätigen. Der Leipziger Lehrerzeitung (1) entnahm ich die Attraktionen der heurigen Kleinmesse, bei denen sich wieder einmal die Schausteller in ihrer schier grenzenlosen Fantasie zur Ergötzung unserer Schaulust überboten.

 

Da ließ mich eine kleine Meldung in meinem idyllischen Fortsinken aufhorchen. Die hiesige Universität gab bekannt, daß sich nunmehr in ihrem Lehrkörper auch ein gewisser Louis Lettmann befinde, welcher auch mit den dazugehörigen Ritualen in den Schoß der Alma mater Lipsiensis aufgenommen worden sei. Dreimal laß ich die kurze Notiz, in der nicht einmal der nunmehrige Titel des Herrn vermerkt ward, um aus meinem kaum zu erhaschenden Gefühlen einen Verdacht zu erhärten.

Sollte es sich bei diesem Delinquenten auf dem Altar des um sich greifenden Wissensdurstes etwa um jenen Louis handeln, der dieses Etablissement oft und früher noch häufiger frequentierte und uns nur unter dem Namen Louis L’enfant bekannt war?

Mir war als hätte ich den teutschen Namen, der dem Blatt zu entnehmen war, im Zusammenhang mit unserem im wahrsten Sinne so Buntschillernden schon einmal vernommen. Und so sehr ich mich kurz zuvor noch gefreut hatte an der Ruhe und Privatheit dieses schläfrigen Nachmittags, so sehr nagte nun ein Wurm in mir, daß ausgerechnet zu diesem Zeitpunkte keiner der allseits und immer so gut informierten Kameraden unseres kleinen Zirkels zur Hand war, um meine noch unklaren Vermutungen zu bestätigen oder aber auch zu entkräften.

Wohl haben wir schon immer den Verdacht gehegt, daß jener Louis L’enfant vielleicht doch den Titel eines Doktors in der hinteren Hand verbarg und uns durch seine Schwärmereien und seine oft obskuren Konstruktionen, die er erklärte und denen er auch oft illustrierende Zeichnungen beigab, aus welchen kaum schlau zu werden uns möglich war, einfach ein wenig nasführen wollte (In natura konnten wir die Erfindungen aber nie begutachten. Im höchsten Falle untermauerte er sie durch reichlich unscharfe fotografische Abbildungen).

 

Diese Absicht würde auch die Aufführung erklären, die er bei der Auswahl aus dem hiesigen Angebot von Getränken zelebrierte. Neben einem pflichtschuldigen Tässchen Kaffees, welches dann Stunden vor sich hinkühlte, orderte er im gemäßigten Abstand nacheinander Liköre in allen Farben des Regenbogens, der den herstellenden Giftmischern zu Gebote stand. Dabei hielt er aber wohl einen genau einzuhaltenden Ablauf ein, welcher sich nichtsdestotrotz veränderte, aber wohl einer höheren Regel gehorchte, denn wurde ihm von Franz eine scheinbar falschfarbige Flüssigkeit kredenzt, so ließ er sich nicht erweichen, diese dennoch an- und aufzunehmen. Mag sein, das Procedere gehorchte einem kapriziösen Algorithmus, mag sein es orientierte sich an den Farbwissenschaften des geheimen Rates.(2)

Dabei schwärmte er auch immer wieder inniglich von den zwei Weltausstellungen, welche er besucht haben will.(3)

 

Vor meinem inneren Auge ist mir noch eine Art von Maschine, deren Verwendungszweck ich allerdings in meinem Kopfe bis heute verlegt habe, deren Funktion aber von solcher Raffinesse gewesen war, daß sie mitnichten von einem Ungelehrten auch nur zu erklären gewesen wäre. Ein Likörspektroskop war es wohl nicht und auch gemahnte es vom Aussehen her eher an zwei Vertreter des Buchstaben “L”, die kindergleich miteinander einen Dampfzug imitieren wollten.

 

1, Zum ersten Mal erschienen am 4.10.1893 unter der Schriftleitung von Ernst Beyer.

2, Gemeint ist hier vermutlich die “Farbenlehre” eines Johann Wolfgang von Goethe.

3, Es handelt sich wahrscheinlicher um die in Antwerpen (1894), Brüssel (1897) oder Paris (1900) als um jene in Chicago (1893) und St. Louis (1904).

Titelversalie von Sven Wendt

(Fotografie einer Skulptur)

 

A

 

Allmähliglich teilte auch der Kommissionsrat, mit welchem ich bei mehreren Mokkas saß, meine Zweifel, ob die leidige Geschichte mit Prof. Bauersohn von uns zu einem auch nur annähernd friedlichen Ende zu bringen wäre. Überdies wir uns die Frage stellten, ob es denn wahrlich unsere Angelegenheit sei und ob unsere angedachten Interventionen nicht doch als Affront aufgefaßt werden könnten. Zu einem befriedigenden Ergebnis dieser Grübeleien konnten wir aber allein schon deswegen nicht gelangen, da die Damen des Kaffekränzchens, das wir gemeinhin als “Kranz”, und zwar als festgewundenen, bezeichneten, allem Anscheine (und allem Anklange) nach einen überaus vergnügten Tag verbrachten. Es schwelte an diesem ungewöhnlich reich besetzten Tische wohl auch so etwas wie eine Geburtstagsfeierlichkeit.

Da wurde lautstark über die Diversifikationen von Spitzendeckchen parliert, der unvermeidliche Klatsch ausgetauscht und wohl auch über die neuesten Zerstreuungen der Damen konversiert. Wie en passant zu verstehen war, hatten sie sich wohl auf die gute alte Spielerei des Scherenschnittes kapriziert. Auch verschiedene uns wichtige Blätter hatten sie an sich gerissen um die unterschiedlichen Darstellungen der Gattin unseres Herrschers einem Vergleich zu unterziehen bezüglich den neuesten modischen Mätzchen.

 

Als Fregatten möchte ich sie nicht bezeichnen (mit Ausnahme vielleicht der reichlich fülligen und wortführenden Gattin von Oberregierungsrat A.), eher als eine gemütliche Armada, zusammengesetzt aus diversen kleineren Schaluppen, Ruderbooten nebst einem nicht ungefährlichen Kanonenboot seiner kaiserlichen Marine (Die Magisterswitwe Achenger!).

 

Als wir schon seufzend beschlossen, daß unseres Aufenthalts nicht länger hier sein soll schickte uns der Himmel einen gesellschaftlichen Farbtupfer auf das Grau unserer Gedanken in Form des guten Oblomov.

Hereingeschneit im vollen Wichs seiner militärischen Potenz, dienerte er mit geschlossenen Hacken und, wie uns schien unendlich lange, zum Tische der versammelten Weiblichkeit hin, bevor er unserer auch nur Gewahr wurde. Gerade mit der Witwe schien er einen schon fast ungebührlich langen Blick zu tauschen, wobei uns wieder einmal mehr zu Bewußtsein kam, daß das Leben eines Junggesellen so ganz ohne Glamour und Vergnüglichkeit doch nicht zu sein schien, was wir uns sonst gerne und immer wieder gegenseitig versicherten.

Zu uns gesellt, begann er auch schon stante pede von “seinem”  Schlachtendenkmal zu bambrassieren, was der Kommissionsrat mit einem inniglichen Toast auf den Kaiser zu unterbinden wußte, und uns die Möglichkeit gab, das Für und Wider der in Leipzig verkehrenden Benzin-Droschken zu eruieren.(1)

 

Diese im Eigentlichen nichtswürdige Gesprächsgrundlage erlaubte es unserem uniformierten Freund dann auch des Öfteren auf den Damentisch hinzuäugen, was ein sofortiges Abschwellen der dortigen Heiterkeit zur Folge hatte und im Kielwasser der ihnen so innig zugedachten Aufmerksamkeit ein Alliterations-Staccato, aus dem man Vokabeln wie “schneidig”, “stramm” und “stattlich” herausdestillieren konnte.

So abgelenkt fehlte unserem Freund auch die nötige Aufmerksamkeit auf meinen Einwurf zu reagieren, ob nicht gerade er aufgrund seiner Profession als gewesener Rittmeister eine unduldsamere Haltung gegenüber dem Kraftfahrzeug an den Tag legen sollte. So mußte ich denn eine tiefere Schublade der Konversation öffnen und ihn fragen, wie es sich denn damit verhalte, daß er als nicht mehr aktives Mitglied unserer Streitkräfte hier und heute in, wenn auch tadellos gepflegter, Uniform erscheine und in wie weit dies Statthaft wäre. Sofort war ich mir seiner gesamten ihm zur Verfügung stehenden Aufmerksamkeit gewiß und er erzählte mir von einem eben durchlebten Reservemanöver auf den Tauchaer Feldern, wobei sich sein illustrer Bilderbogen von Kanonieren und Füsilieren bis hin zu Hellebarden und Kammhelmen über die gesamte Militärgeschichte wölbte. So war es wieder am Kommisionsrat diesen Überfluß an Rede mit einem diesmal längeren Trinkspruch auf unseren guten Wilhelm zum versiegen zu bringen.

 

Auch von der Tafelrunde der Madames kam aus manchem Munde eine verbale Springflut über uns, allerdings nicht zeitlich und nach Personen getrennt, sondern vielmehr in ein und demselben Moment aus einem fulminanten Chor der Kehlen.

So musikalisch inspiriert unterhielten wir uns noch einige Zeit über das jüngst stattgehabte Konzert des Prof. Max Reger, bei welchem er seine bekannten Mozartvariationen zu Gehör gebracht hatte.(2)  Die Meinungen darüber gingen nicht weit auseinander, da uns allen die Klarheit seiner Tonsetzerkunst zutiefst fasziniert hatte, auch wenn der mittlerweile zu uns gestoßene Apotheker Lehmann zu bedenken gab, daß er im Zweifelsfalle, aber nur im Zweifelsfalle, die Stücke von Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart (3) im Original vorziehen würde.

 

In der Frauenabteilung wurde mittlerweile gesungen. Beginnend mit einfachen ländlichen Weisen arbeitet man sich durch ein recht gemischtes Repertoire um schließlich, wohl auch angefeuert durch die genossenen Getränke, bei dem weniger vornehmen Gassenhauer “En Kahn uf d’Pleiße” zu landen.(4)

Aufgrund der Lautstärke sah sich nun der Oberkellner Herrmann gezwungen einzuschreiten. Angestachelt von dem eben dazu erschienenen und in diesem Hause wohnhaft habenden Lehrer Schimpf, der sich echauffierte, bei diesem “infernalischen Lärm” nicht korrigieren zu können. Meines Wissens lebt dieser Mann des Katheters hier im dritten Stock (!).

 

Die Anschließend eingetretene und etwas verschämte Stille wurde nur noch unterbrochen vom Nebentisch in Persona des dort weilenden Schreiners “Holzwürmchen”: “Meschugge ist Trumpf!”.

Man hätte dies für eine fahrig hingeworfene Bemerkung halten können, wenn sie nicht von eben jenem Herrn gekommen wäre. So war ich des Abends wieder einmal gezwungen in meinen Büchern zu baldowern, allerdings bislang ohne Ergebnis.(5)

 

 1, In Leipzig seit 1906 im Einsatz.

2, Ein leider nicht vollends zu klärendes Mißverständnis, denn Max Reger komponierte seine bekannten Mozart-Variationen erst im Jahre 1915.

3, sic!

4, Text und Musik (!) von Walter Stetefrod (1847-1911).

5, Aus Bemerkungen über Leipzig in einem Brief von Max Klinger an seine Freunde.

Titelversalie von Katrin Aichinger

 

W

 

“Walle, walle, Wotan, wacker” wortete Wilhelm Werner wieder wider Wagner weiter, nur weil unser Musikfreund Lehmann von einer Aufführung der “Walküre” des von ihm so titulierten “Großmeisters der Musik” zu schwärmen anhob und uns zu unserem Desinteresse in Kenntnis setzte, den “Ring des Nibelungen” bald geschlossen zu haben, womit er meinte, zu nächster Zeit allen vier Weihespielen beigewohnt zu haben.

Als er schließlich noch anhob, die Wurzelungen seines Richards in unserer Stadt der kulturellen Höhenflüge zu erläutern, mußte ihm der Kunstmaler Werner, ein unfraglich sehr freier Geist, doch in die Parade fahren.(1) Selbst wenn er von der siegestaumelig kindskopfcolorierten Dichtungen dieses “Genius” absehe, handeln dessen Werke doch nur von Raub und Mord und Totschlag. So etwas wolle er dem so empfindlichen Gefüge seines schöpferischen Geistes nicht mehr antun, weswegen er auch schon seit geraumer Zeit auf die Lektüre der Bibel zu verzichten pflege. Auch habe er selbst nachgelassen damit, Kriegerisches, Dolchstöße und Enthauptungen auf die Leinwand zu bringen, um das harmonische Gefüge der Welt nimmermehr aus den Angeln zu heben.

Obschon mir dazu die Frage in meinen leicht schwerfälligen Kopf kam, wie ernst er es denn vormals mit der Lektüre der heiligen Schrift gehalten habe und auch, ob er denn seinen Glauben wahrlich an ein “harmonisches Gefüge” dieses Planetoiden hänge, hielt ich mich zurück. Denn im Eigentlich war dies gestern kein Gespräch, welches wir dort aufführten, sondern vielmehr eine Kakophonie monologisierender Gestrandeter des späten Nachmittags.

 

Kaltenberg, ein seltener, nicht lang weilender und langweilender Gast sprang in seiner monomanischen Erzählung zwischen Lobgesängen auf Turnvater Jahn und Dr. Schreber (2) hin und her und tenorte Hohelieder auf die körperliche Ertüchtigung. Dazwischen zog es ihn immer wieder in die Büsche um vom Pläsier der Jagd zu künden und mit vielem Lateinischen zu erörtern, was er schon alles aus der Decke geschlagen habe. Seine Lichter wandten sich dabei immer starr der Straße zu, als sei ihm dort Hubertus selbst erschienen.(3)

 

Prof. Reinwald drang mehrmals in uns, was es denn nun mit dem Skandal auf sich habe, den der Kreis der Damen in diesen Heiligen Hallen kürzlich vom Zaune gebrochen habe. Auch konnte er einige Details aus dem Leben der dabei auch anwesenden Witwe zu Gehör bringen, deren Gehalt zum Nichtswürdigen tendierte und mutmaßte weiter über diese und Oblomov, den bewehrten Hagestolz. Der Kunstmaler sprang hier kurz, als ob er zugehöret hätte mit “Walte wonniglich Woglinde” ein.

 

Dies Geschwätze hätte sich noch gerne Jahre ziehen mögen, wären nicht inmitten unserer Unsinnigkeiten zwei Herren eingetreten, gewandet in die Kluft stattlicher Handwerker und bewaffnet mit allerlei Zollstäben und Notizpapier. Diese schritten nun den Raum erfassend ab, legten ihre Ellen an, feilschten um Zentimeter und kratzten sich wohl auch am Kopfe, was uns ihr Tun auch nicht verständlicher machen wollte. Sollte unsere Trutzburg der architektonischen Veränderung zum Fraße vorgeworfen werden? Sollte vielleicht auch nur einer magistratenen Anordnung bezüglich der Größenerfassung Genüge getan werden? Oder sollte, und Gott möge behüten, dieser Fels der Gastlichkeit gar den Besitzer wechseln?

Noch während wir die Münder offen hielten beendeten die Herren ihre Maßnahmen und waren verschwunden wie sie gekommen waren, so daß mir nachgerade eine Rauchwolke gefehlet hat, in welcher sie sich auflösten.

Ratlos blieben wir zurück und der Erste, der seine Stimme wieder finden konnte war unser musikalischer Apotheker, in dem er leise vor sich hin sang: “Cinque... dieci... venti... trenta...” (4)

 

1, Richard Wagner verbrachte sieben seiner Kindheits- und Jugendjahre in Leipzig.

2, Gemeint ist der leipziger Körperertüchtiger und Maschinenpädagoge, dessen einer Sohn  sich erschoß und desssen anderer in einer Nervenheilanstalt starb.

3, Jagdbegriffe: “Aus der Decke schlagen”=enthäuten; “Lichter”=Augen des Schalenwilds

4, Erste Szene der Mozartoper “Figaros Hochzeit”, in welcher ein Diener mittels eines Maßstabes sein zukünftiges Schlafzimmer ausmißt und dabei die aufgenommenen Zahlen von sich gibt.

Titelversalie von Johannes Zagler


N


“Niemand und Nirgends und Niemals” nölte der emeritierte Prof. Siegmund als hätte ihn mehr als ein Halm des Hafers gestochen. Und noch mal: “Niemand könne das bei klarem Verstande wollen”. Er bezog sich dabei auf die Ausführungen des Malers Werner über das Vorteilhafte an einer universitären Bildung für das schwache Geschlecht und die dahingehenden Vorstellungen und Vorbereitungen in unserer Stadt. Seine Stimme erklomm dabei für den Greis kaum vorstellbare Höhen und schließlich begann er zu höhnen, diese Frau Goldschmidt solle doch seinetwegen Goldschmied werden und er würde sich auch nicht mit Schürzen schützen um sich um den Herd und die Herde zu kümmern.(1)

Auch wenn die Ausführungen des Professors, welche ich hier nahezu wörtlich wiederzugeben im Stande bin bezüglich sprachlichen Delicatesse wenig zum Wunsche übrig ließen, so verdrieste mich und den Kommissionsrat diese ungewollte und unfruchtbare Thematik doch ziemlich, da wir Siegmund im Eigentlichen zu uns geladen haben um bezüglich seines schon schicksalhaften Zerwürfnisses mit Prof. Bauersohn in ihn zu dringen.

Auf meine zaghaften verbalen Versuche dahingehend hörte ich aus seinem Mund nur ein “Diese Kanaille” herausschlängeln, was mich ebenso erschreckte wie seine neuerliche Hinwendung zu den Aufgaben einer Frau, welche er mit den sattsam bekannten Gebieten Kinder, Küche und Kirche umschrieb. Der Maler Walter entgegnete darauf, daß er keine Kinder habe, außer Haus esse und die Kirche doch nur ein Haus mit einem hohen Turm sei. Noch ehe sich Siegmund ereifern konnte, fiel ihm unser Schreiner ins Wort, der sich herangeschlichen hatte, und sagte er wäre jüngst in der Thomaskirche gewesen zur Motette des dortigen Chors. Er führte weiter aus, ein einfacher Handwerker könne so etwas nicht verstehen, es sei ihm einfach zu hoch, worauf unser musikbeschlagener Apotheker entgegnete, dies könne nicht sein, da seit Sommer 1875 in ganz Leipzig “Diapason normal”, daß 435 Schwingungen für das eingestrichene a definiere.

Der Kunstmaler Werner warf über den Tisch, wo denn dieser Gott da sei und wenn es ihn gäbe, hätte er doch schon längst den Überblick verloren, woraufhin ihm Louis L’efant scharfen Tons empfahl, doch zu den Buddhisten zu gehen.(2)

Louis, welcher jetzt wieder des Öfteren hier gesehen ward und aus dem ich immer noch nicht herausgraben konnte, ob er denn nun an der Universität lehre, war auch der erste der die junge Tänzerin anlächelte, die hereingekommen war und aufgrund dieses Köders auch gleich Auskunft erwünsche ob Rittmeister Oblomov nicht zugegen sei. Dem negativen Bescheid trotzend blieb sie dennoch, sprach davon, auf ihn warten zu wollen und orderte recht schmissig Champagner, als keiner der Herren sie einladen wollte. Irgendwo am Tisch hörte ich noch “Da kannst du lange warten”, wobei ich nicht wußte, ob dies nur Redensart oder Heimtücke war, wurde aber von Prof. Reinwald aufgeklärt, daß es sich um das Liebchen unseres Freundes handele und das man nie wisse was im Busch sei und in welchem.

 

Vollends unübersichtlich wurde die Lage, als sich ein mir unbekannter bärtiger Mann und und ein hübsches junges Fräulein an einem Tisch postierten und mittels  undurchdringlicher Textmengen zu einer Art spontanen Vortrag anhoben während unbemerkt durch den daraus entstehenden Tumult schon wieder einer der neulichen Handwerker den Raum betreten hatte. Während ich noch scherzen wollte, ob er den beiden Vorlesenden wohl das Versmaß abnehmen wolle, öffnete sich ein weiteres Mal die Tür und herein trat der stolze Kasimir Oblomov, welcher aber sofort in seiner Uniform einzuknicken schien als er besagter Tänzerin gewahr wurde, denn er hatte seinerseits und sehr vertraut die Witwe Achenger am Arme. Mit dem sofort hergestellten Blickkontakt und den daraus resultierenden vieräugigen Damenblicken hätte man einen Ofenschirm durchlöchern können. Unser diplomatischer Retter, Apotheker Lehmann, erhob sich schnellstens um das Schlimmste zu verhindern, als die Tanzmaus auch schon auf das Pärchen zustürmte und dabei den eben eingetretenen Prof. Bauersohn beinahe über den Haufen rannte, da dieser gleichzeitig mit erhobener Hand in Richtung seines Erzfeindes Siegmund stürmte und dabei  (3)

 

1, 1911 wurde in Leipzig von Henriette Goldschmidt die Hochschule für Frauen gegründet.

2, Seit 1903 gab es in Leipzig die erste buddhistische Gemeinde Europas.

3, Weitere Teile dieser Manuskriptseite unleserlich.

Titelversalie von Joanna Grzybek

 

E

 

Ein elektrisches “E...E...E...” drang wiederholt an meine Ohren, der ich mich, um Unauffälligkeit bemüht, in einem Autobusse auf dem Weg zurück in die innere Stadt befand. Es klang in dem einen Momente wie der mysteriöse Ruf eines längst untergegangenen exotischen Tieres und in dem anderen Momente banal wie der Versuch eines stotternden Esels, meinem Inneren etwas mitzuteilen. Ich war wohl nicht ganz bei mir und bin es auch bis zum jetzigen Zeitpunkte kaum. Zwar war mir der weitläufige Spaziergang mit F. vor den Toren der Stadt nicht im Geringsten unangenehm gewesen, aber ich hatte doch nicht erwartet ihr am Punkte unseres Treffens allein gegenüber zu stehen. Eine Kahnpartie mit einem Pulke junger Menschen wäre mir schon vor mir selbst erklärbarer gewesen. Zur Sammlung all dieser widerstrebenden Gedanken und meiner selbst sah ich mich darob gezwungen einen Halt in einem Restaurationsbetriebe einzulegen, der sich mit hochfeiner Ironie “Zur Ahnung” nannte. (1)

Mein allgemeines Unbehagen wurde durch das dortige Publikum (Allen voran ein Nebentisch von vier Arbeitslosen aus dem Harz) und die Grobschlächtigkeit des Personals so wenig zum Verschwinden gebracht, daß ich doch ernsthaft Überlegungen hegte, meine gastronomischen Irrfahrten zu beenden und mich endlich wieder an den mir angestammten Platze im “Hannes” zu verfügen.

 

Zumal mich bereits vor bald zwei Wochen von dort eine Postkarte des herzensguten Kommissionsrats erreichte, der in, allem Anscheine nach, aufrichtiger Heiterkeit von den gesellschaftlichen Aufräumarbeiten dortselbst nach dem großen Tumult zu berichten wußte. Keinem der Beteiligten und vor allem uns eigentlich nur am Rande Beigesessenen werde noch irgendetwas nachgetragen und selbst das lediglich temporäre Lokalverbot gegen Apotheker Lehmann, der ja nur in dieses Bredouille kam als er das Schlimmste verhindern wollte und konnte, sei längstens wieder aufgehoben. Auch erwähnte er, es sei bereits von mehreren Seiten nach mir gefragt worden und da das Poststück zudem noch mit launigen “Grüßen zu Pfingsten” geschlossen ward, konnte ich mir im Ungefähren zusammenfantasieren unter welcher Beteiligung und in welcher Stimmung diese Sendung an mich verfaßt worden war.

Ja, so wurde mir kristallklar, ich mußte dort wieder meinen Posten antreten, schon um nicht, allein durch meine Abwesenheit bedingt, zur Zielscheibe des dortigen Spottes zu werden. Es war wohl an der Zeit wieder auf die Seite der Spötter zu treten.

 

Ich verwunderte mich selber, was mich denn abhielte, aber vielleicht war es doch meine innere Unruhe wegen dieser anderen Sache.

So unsortiert hörte ich von erwähntem Nebentisch krakelen: “Leipzig hat den offenbaren Vorzug vor Dresden, nämlich die wunderbare Anzahl hübscher Mädchen”(2), was meinen Sinn nicht leichter machte, sondern vielmehr einen, wenn auch kleinen, Dolch in meine Brust trieb. Verstohlen mußte ich aber doch in diese Richtung linsen, ob nicht unser Schreiner sich hier verlustierte. Er war es gottlob nicht und so taumelte ich unbeholfen mit einem weiteren Zitat in der Brust reichlich mitgenommen auf die Straße, wo mich um Haaresbreite beinahe ein Pferdefuhrwerk überfahren hätte, was einen nebenstehenden Schutzmann zum Heben des Zeigefingers und einem warnend-bellenden “E...E...E” veranlaßte.

 

1, Restaurant “Zur Ahnung” in Markranstädt

2, Franz Grillparzer

Titelversalie von Carsten Busse


R

 

Recht unsicher umherblickend umrundete ich die Tische des Hannes um sogleich von der frohlockend grinsenden Runde meiner Kumpane in Empfang genommen und ohne unsinniges Umherschweifen von den neuesten Munkeleien unterrichtet zu werden.

Man will gehört haben, daß unser Rittmeister bereits das Aufgebot bezüglich der Witwe bestellt haben will um sie baldigst wieder in den heiligen Stand der Ehe zu versetzen. Des weiteren will man ihn aber auch wieder mit dem Fräulein F. gesehen haben, was mir weniger ein Anlaß zum kameradschaftlichen Schmunzeln war, welches ich aber dennoch auf mein Gesicht zaubern mußte, um nicht den tiefen Dolchstoß(1), den mir diese Information bereitete, nach außen zu verraten.

Auch hieß es, unser Nebentisch-Schreiner sei im Zuge einer Aktion gegen die sozialistischen Umtriebe in dieser Stadt in Gewahrsam genommen worden und unsere beiden verfeindeten Professoren sollen gegeneinander jeweils ein Anzeige lanciert heben.

Der Kommissionsrat meinte auch von einer Kladde gehört zu heben, in welcher sich Jedermann mit einer Einladung für einen der Hochschullehrer eintragen könne, um so einen Plan zu erstellen, der es verhindere, daß sich beide jemals begegnen (2).

So setzte sich das Gespräch mit allerlei halbgaren Hörensagereien fort, so daß man mit Fug und Recht behaupten kann, wir haben einen Nachmittag im Konjunktiv verbracht. Alles kann und nichts muß: Unsere ganz eigene spezielle Relativitätstheorie.(3)

 

 

1, Vgl. die Legenden dazu im Laufe der deutschen Geschichte

2, Bleistiftnotiz am Rande des Manuskripts: “Ach wie habe ich die Gerüche, Gerüchte und Gerichte hier vermisst”

3, Der Physiker Albert Einstein veröffentlichte 1905 seine “Spezielle Relativitätstheorie”, die “Allgemeine R.” erst 1914/15)

Titelversalie von Geraldt Röseler


T

 

Tatsächlich und turbulenterweise tickte die Uhr ihren Zeiger auf die Fünf zu, als unser Gespräch sich der englischen Sitte des täglichen Rituals vom Trinken heißen, gefärbten Wassers zuwandte. Anlaß dazu war wohl die Aufstockung des Angebots solch kolonialer Getränke in unserer Heimstatt durch Herrn Hannes selbst, der sich als großer Kenner ausgegeben haben soll und jederzeit zu einer Blindverkostung bereit sei.

Angewärmt durch solch nichtswürdige Gesprächsschnipsel fragte der Kommissionsrat launig, wie wohl eine Dame formvollendet Tee bestellen sollte, was ihm sofort vom ebenso anwesenden Kunstmaler Werner auf einer Serviette etwas frivol skizziert wurde.

 

Nachdem sich das Gelächter darob ein wenig gelegt habe folgte von irgendwo her, der vermutlich ernsthaft gemeinte Einwurf, wie den ein Taubstummer zu seiner Erfrischung gelangen könnte. Auch hier wußte der gute Werner mit schneller Hand Rat.

 

Von da an wurde unser Unterhaltungsniveau doch arg in die Kellerräume gedrückt, als der Kommissionsrat die schon sehr sehr laue Scherzfrage stellte, ob den Taub-Stumme wenigstens gurren könnten. Um dieser Unsinnigkeit in nichts nachzustehen ließ auch ich mich hinreißen in die Runde zu werfen, wie denn ein Blinder seinen Tee zu bestellen pflege (1). Die einen Worte gaben die Anderen und so mußten wir bei unserer rein sprachlichen und rein privaten Bostoner Teaparty (2) feststellen, daß der gesamte Kosmos dieses Warmgetränks eine Wissenschaft für sich sei. Daraufhin wurde natürlich sofort gerätselt, wie sich dieser Wissenschaftszweig wohl bezeichne, was der eben hereingewehte Louis L’efant nicht nur zu lösen, sondern auch in seiner unnachahmlich genauen Ingenieursart zu illustrieren wußte. Es sei die “T-Ologie”.

 

Bei all diesen Neckereien blieb es natürlich auch nicht aus, daß über meine so lange Absenz der eine oder andere Lacher auf meine Kosten ausgegeben wurde. So meinte Werner er habe aus zuverlässigen Quellen gehört, daß ich mich im weitesten Umfeld von Leipzig bewegt habe und auch, daß ich allein drei Mal in Borna gesichtet worden sei. Er mache sich Sorgen, ob ich nicht vielleicht und etwa an der Bornaischen Krankheit leiden würde(3).

 

 

1, nach Braille.

2, Vernichtung einer Teeladung der britischen Ostindischen Kompanie durch die Geheimorganisation “Sons of Liberty” im Hafen von Boston (1773).

3, Durch ein Virus hervorgerufene, ansteckende Gehirn-Rückenmark-Entzündung der Pferde und Schafe, mit Bewußtseinstörungen, Zwangsbewegungen, Lähmungen uu.a

Titelversalie von Johannes Zagler

 

U

 

Ursprünglich unglaublich und doch letztlich nicht  völlig unerwartet haben sich Madame Achenger und der Schwerenöter Oblomov am gestrigen Tage wechselseitig ein “Ja” gegeben. Von Ersterem eher gehaucht, von Zweiterer siegessicher hinausgerufen, wie es einer Rittmeistersgattin (a.D.) auch gut zu Gesichte steht.

Das stundenlange Nachbeben dieses Rituals im “Hannes” kam erst zur Ruhe, als die frisch gebackene Gattin noch zu einem Spaziergange an der frischen Luft aufforderte, an welchem wir ältere Herren nicht mehr teilnehmen konnten, da wir nicht mehr in solchem Maße Transportfähig waren.(1)

Wie ich erst zwei Tage später erfahren habe, hat man sich an einer Kreuzung von den Brautleuten verabschiedet, wobei Oblomov noch im letzten Händedruck begriffen war, als seine Braut schon die Straße überquerte, mit ihrem Kleid in einer Trambahnschiene hängen blieb und von einer Benzindroschke erfasst wurde.

Auch der sofort hinzueilende Medizinalrat K. konnte nur noch den Exitus feststellen, worauf er eine Art Gebet oder Beschwörungsformel, vielleicht auch eine heilige Zahl vor sich hingemurmelt haben soll: “MDLNMVV”.(2)

 

Nächsten Sonnabend ist die Trauerfeier.

 

 

1, Fortsetzung auf der nächsten Manuskriptseite.

2, Mit dem Leben nicht mehr vereinbare Verletzungen.

Titelversalie von Andreas Kramer

 

C

 

Chaotisch chargierend werfen die Ereignisse und ihre Exegese Schatten nach allen Seiten auf unser Schicksal. Im Rahmen des Umtrunkes anläßlich des Totenbegängnisses für die gewesene Frau Oblomov(†) fiel dem frischgebackenen Witwer fern jeder Pietät nichts besseres ein, in mich zu insistieren, ob es denn seine Richtigkeit habe, daß ich am letzten Sonnabend im “Hotel Goldenes Sieb” (1) meiner Entspannung gefrönt habe und ob es auch der Wahrheit entspreche, daß ich nicht allein dort gewesen sei oder ob ich mich nicht erinnern könnte. Die Begleitung, so hieb er hinterdrein, sei von ihm als eine Dame des Ballets des hiesigen Theaters erkannt worden, die seines Wissens auf den zauberhaften Namen F. zu hören pflegt und er habe mich erst gute zwei Stunden später diese Logie wieder verlassen sehen und dies alleine.

Innerlich mich selbst scheltend ob meiner Unvorsichtigkeit versuchte ich mich zu einer halbgaren Stellungnahme zusammen zu nehmen, als mich der vom Abort her hereinplatzende Apotheker Lehmann aus meiner peinlichen Situation errettete. Er teilte uns erhitzt mit, daß Prof. Bauersohn vor einigen, wenigen Stunden im Nordpol (2) beim Verzehr eines nach Augenzeugenberichten sehr voluminösen Hörnchens ein darin scheinbar eingebackenes oder impliziertes Stück Horn aspiriert habe und in Folge dessen verblichen sei. Während wir uns noch mit gemeißelten Masken ob dieser tragischen Laune des Kismet anstarrten, teilte uns Lehmann weiter mit, daß zu selbiger Zeit Prof. Siegmund am Hinterausgang jener Gaststätte gesehen worden sei und er über den Verbleib seines uns doch bekannten Brillenetuis aus Horn(!) keine Angaben machen könne.

 

Darob überschlugen sich naturgemäß die Mutmaßungen und Verdächtigungen und ich nutzte den halb moralischen und halb sensationsgierigen Tumult um mich von Dannen zu machen.

Ein letztes Mal von Dannen zu machen aus dem “Anton Hannes”! Ein letztes Mal nicht deswegen, weil ich mich mit dem Gedanken trug an dieser Stelle nie wieder einzukehren, sondern vielmehr deswegen, da dieses Lokal nicht länger mehr den Namen dieses Mannes trug, da es schon vor geraumer Zeit in den Besitz eines Herren Max Ludwig übergegangen war. Unsere Skrupel, ob unser Bleiben unter diesen Umständen noch länger hier sein könnte wurden bald zurückgedrängt von unserem Willen zum gemütlichen Beisammensein und dem Bewußtsein der für unsere Besatzung idealen zentralen Lage dieses Gastraumes, was der unvermeidliche Schreiner mit einem “Wir schreiben eine schöne Geschichte weiter” kommentierte.

Versonnen drehte ich mich also schon auf der Straße noch einmal retour und sah in einer Schubkarre die bereits entfernten Buchstaben des gewesenen Besitzernamens liegen gleich einem überdimensionalen Kreuzworträtsel.

 

Tags darauf mußte ich erfahren, daß Prof. Siegmund noch eingetroffen sei und Auskunft wünschte, wer die üblen Verdächtigungen verbreitet habe und konstatierte, daß er unschuldig sei wie ein vom Himmel gefallenes Kind und es sich um einen ganz normalen Unglücksfall handele, für den niemand etwas könne. Hier nun soll der Kunstmaler Werner vor sich hingemurmelt haben: “Es gibt keine Handlung, für die niemand verantwortlich wäre” (3), woraufhin der Professor dem gesamten Raume caesarengleich cholerisch mitteilte, er werde diese Insultation nicht hinnehmen und fordere Satisfaktion. Unversehens habe er seine Visitenkarte gezückt, eingerissen und sie dem etwas verdutzten Künstler übergeben, da die Witterung ihn ohne Handschuhe hat aus dem Haus gehen lassen.

 

Da ist es dann nur noch der Punkt auf dem I der Idiotie des Lebens und schon fast absurd obszön, daß Oblomov im Anschluß des Leichentrunkes in das bekanntlich durch horizontales Gewerbe übel beleumdete Preußergässchen gezogen ist und dort in einem uns bekannten Etablissement, dessen Namen mir nicht über den Füllhalter kommen will, verschwand. (4)

 

 

1, “Hotel Goldenes Sieb”, Am Hallischen Tor Nr.3

2, “Zum Nordpol”, Kleine Fleischergasse 12

3, Otto von Bismarck

4, “Cafe Lustige Witwe” Preußergässchen 11

 

Titelversalie von Stefanie Ohle

 

H

 

Horribel holt Hein, der Gevatter, mit seiner schwingenden Sense aus und lichtet unsere Reihen wie ich bei dem gestrigen Besuche unseres immer dünner besetzten Stammtisches erfahren mußte.

 

So hörte ich, daß Prof. Siegmund bei dem trotz aller diplomatischen Bemühungen nicht zu verhindernden Duell seinem ehemaligen Widersacher Bauersohn(†) auf dem Fuße in die Ewigkeit gefolgt ist.

 

Des weiteren sind als Opfer dieses nun schon seit geraumer Zeit statthabenden Krieges (nach dem auslösenden Tod von Franz Ferdinand) der Apotheker Lehmann, der Oberkellner Herrmann und der Oberlehrer Schimpf von uns gegangen. Der eine liegt an der Maas, der andere an der Marne und des dritten Grab wird am La Bessée-Kanal vermutet, was den zufällig auf Fronturlaub weilenden Holzwurm zu Biblischem veranlaßte: “Und er zeigte mir einen Strom vom Wasser des Lebens” (1)

 

Auch Oblomov ist gefallen. Von der Treppe des “Cafe Mikado” (im bekannt berüchtigten Preußergässchen). Er muß sich den Kopf dabei so unglücklich an einem Bündel Spazierstöcke eines reisenden Händlers gestoßen haben, daß er auch durch die sofortige Verbringung ins Hospital nicht mehr zu retten war.

 

Später F. getroffen.



1, Offenbahrung des Johannes 22:1

 

Titelversalie von Heiko Busse

 

G

 

Geradezu grandios große Geschichte soll es sein, was sich an grellem Gewürge und revolutionären Gebrülle in unserem Lande vollzieht erzählte mir der Schreiner nicht ohne triumphales Timbre in der Stimme, als er einen der vielen leeren Stühle an unserem Tisch enterte. Selbst das biedere Bayern werde jetzt unter Kurt Eisner zum Freistaat avancieren. Auch mußte ich erfahren, daß der uns noch aus seiner Studienzeit bekannte Stresemann weiter eine gewichtige Rolle spielen wird.(1) Allerdings scheint unser Handwerker dem umstürzlerischen Braten so ganz doch selbst nicht zu trauen, denn bei der Verabschiedung zu einer wie immer gearteten Versammlung raunte er doch reichlich desillusioniert eine seiner Sottisen: “Minister fallen wie Butterbrote gewöhnlich auf die gute Seite”.(2)

 

Überdies konnte ich erst jetzt und sehr verspätet erfahren, daß unser Genius Louis Lettmann einen Tage vor dem Waffenstillstand am Ende des vergangenen Jahres nicht mehr lebend aus einem flandrischen Schützengraben herauskam. Auch Der Kunstmaler Wilhelm Werner kam nicht mehr lebend aus dem Schützengraben, allerdings hier in Leipzig.(3) Es wird sich wohl um einen Racheakt eines Gedungenen wegen seines damaligen Duells mit Prof. Siegmund gehandelt haben.

 

Wie ein bitterer Hieb der Ironie muß es in diesen mörderischen Zeiten erscheinen, daß sich Prof. Reinwald selbst entleibt hat, und dies auch noch durch das reichlich unappetitliche Strangulieren. Was er allerdings mit dem, mich erst posthum erreichenden, Billett gemeint hat und warum er es ausgerechnet mir persönlich zukommen ließ, wird mir auf immer ein Rätsel bleiben: “Ich war all die Zeit nur eine unwichtige Nebenfigur ohne Kontur, der nur als Stichwortgeber zu fungieren hatte. Fürderhin nimmermehr.”

 

Was den, im übrigen selbstverständlich natürlichen, Tod meiner Ehegattin anbelangt, so kann ich mich vielleicht von einer gewissen moralischen Schuld nicht in aller Gänze freisprechen, aber wie sollte ich wissen, daß sie just in diesem verfänglichen Augenblicke den Salon betreten würde. Nun das wird vor Gericht zu klären sein, zu welchem ich schon in der nächsten Stunde abgeholt werde, wie ich aus einer freundschaftlichen Indiskretion seitens des Kommissionsrats entnehmen konnte. Ich erwarte das Pochen...

 

Postskriptum: Auf der Suche nach dem von ihr vermissten Muff von F. fand ich vor einigen Tagen in einer Schublade unseres Stammcafes neben allerlei Liegengelassenem wie Spielkarten, Briefmarken, Täschchen, Schlüssel, Messer, Gabel, Scher und Licht auch das so dringend gesuchte Brillenetui von Prof. Siegmund.

 

 

1, Gustav Stresemann, der spätere Reichskanzler und Nobelpreisträger, promovierte 1901 an der leipziger philosophischen Fakultät über das Thema : “Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäftes”.

2, Ludwig Börne, eigentl. Löb Baruch, Mit Heinrich Heine Mitbegründer des Jungen Deutschland, gestorben 1837

3, Gemeint ist die mit allerlei kriegerischen Motiven ausgemalte Gaststätte “Schützengraben”, Am Brühl 63

 

Titelversalie von Gustav Franz

 

I

 

Verehrter Kommissionsrat, mein lieber Kamerad,

 

die nun schon so lange Zeit im Zuchthaus hat mich ein wenig gleichgültiger werden lassen bezüglich den Unbillen des Lebens. So habe ich es nur als weiteren Stein im Gebäude meines Schicksals gesehen, daß der Holzwurm, das Holzwürmchen, bei Arbeiten an den Bühnenzügen des Theaters mit einem acht Meter langen Balken auf die gesamte Linie der dort gerade tanzenden Mädchen gestürzt ist. Wobei eben auch F. sterben mußte, welche die einzige Augenzeugen gewesen wäre, die das natürliche Ableben meiner Frau hätte bestätigen können um meinen Prozeß zum Guten zu wenden. “Leben ist ein großes Fest, wenns sich nicht berechnen läßt”(1).

Das Geheimrätliche aber, so muß ich zugeben, läßt mich zunehmend kälter; ich halte es mehr mit diesem münchner Komiker, von welchem ich ein passenderes Zitat zu diesen Vorfällen auf der Rückseite dieses Briefes notiert habe.(2)

Sie ersehen, und ich denke nicht nur daraus, daß sich mein geistiges Netz zunehmend entspannt oder um es anders zu formulieren: ”Bei dem echten Sachsen heißt es immer, zuerst leben, dann philosophieren.”(3)

Als einziger, lieber Kommissionsrat, der nunmehr von unserer so illustren Runde im Cafe “Anton Hannes” übrig geblieben ist, hoffe ich, daß sie dort meiner harren, der ich noch nicht alle Hoffnung habe fahren lassen. Und wenn es in Hundert Jahren ist. Oder lassen wir es auch nur neunzig sein. Stellen sie sich das nur vor: Wir beide vereint sitzend im Cafe Hannes im Jahre 2010.

 

Warten sie auf mich(4)

 

 

1, Johann Wolfgang von Goethe, Frühlingsorakel

2, Valentin Ludwig Fey, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Karl Valentin.

3, Friedrich Nietzsche

4, Dieser Brief befand sich hinten im Tagebuch eingelegt. Es wurde zurückgesandt mit dem Vermerk “Empfänger verstorben”

 

Titelversalie von Volker Siehe

 

 

                                                                     - Ende -